Coburg/Berlin – „Das strategische Ziel heißt: mehr Marktorientierung, mehr Kundennähe“, sagt Hans-Ullrich Jäckel, der den Bereich Industrie verantwortet. Kern der Neustrukturierung sind die Werke von KAPP in Coburg und NILES in Berlin, wo engere Zusammenarbeit bei Entwicklung, Produktion und Vertrieb die Marktposition stärken sollen.
Was die Neuausrichtung konkret bedeutet, macht der für Service und Werkzeuge zuständige Andreas Paatz deutlich. „Die Firmenkunden, die ein Software-Update oder eine Wartung für eine der von uns gelieferten Maschinen wünschen, unterscheiden nicht zwischen KAPP und NILES, sie erwarten einfach die beste Lösung." Ihnen gehe es vor allem darum, schnell und unkompliziert einen kompetenten Ansprechpartner zu haben. Und nicht zuletzt könnten die Standorte ihr Know How bei der Entwicklung bündeln. Da sei durchaus noch Luft nach oben.
Die Neuaufstellung soll darüber hinaus die Auslastung nicht nur der Produktionsstandorte Coburg und Berlin, sondern auch im amerikanischen Boulder, CO, in Sao Paulo in Brasilien und im chinesischen Jia Shan optimieren. Alles zusammen senke Kosten und mache das Unternehmen flexibler, um schnell auf sich ändernde Marktbedingungen und vor allem Kundenwünsche eingehen zu können, erklärt Friedrich Wölfel, der Leiter des Bereichs Automotive. Kein Geheimnis ist, dass gerade im Automobilbereich hoher Kostendruck herrscht. Dem könne das Unternehmen jetzt besser standhalten, ohne dabei Abstriche bei der grundlegend wichtigen Produktqualität zu machen.
Insbesondere die Software der hochtechnologischen Schleifmaschinen steht bei KAPP NILES im Mittelpunkt. Über sie kann man sich heute vom Wettbewerb differenzieren und dies ist damit die „absolute Kernkompetenz“ des Maschinenbauers, so Wölfel. Daher sei ein weiterer Schritt der Neustrukturierung, die Softwareentwicklung in der Gruppe anzugleichen. Zwei Schienen bei der Software – wie bisher – das sei einfach keine optimale Situation gewesen.
Nicht zuletzt sind Service und Wartung von zentraler Bedeutung im Portfolio von KAPP NILES. „Der Kunde erwartet, dass wir uns während des ganzen Lebenszyklus um eine von uns ausgelieferte Maschine kümmern“, so Andreas Paatz. Dazu gehören Softwareupdates, die neue Funktionen ermöglichen, oder eine Wartung, die ansetzt, bevor für den Kunden ein Schaden durch den Ausfall einer Maschine entsteht. Bis zu 25 Jahre sind Maschinen von KAPP NILES im Einsatz und über denselben Zeitraum sind die „Kümmerer“ des Unternehmens bei Bedarf jederzeit zur Stelle.
Über allem steht am Ende die extrem hohe Präzision, mit der die Entwicklungen des Maschinenbauers Bauteile fertigen. Zahnräder etwa schleifen die Maschinen mit einer Genauigkeit von mehreren Tausendstel Millimetern. „Für die Getriebe von Elektrofahrzeugen mussten wir die Präzision bei der Herstellung von Zahnrädern noch einmal deutlich steigern“, sagt Friedrich Wölfel. Denn Getriebe, wie sie bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zum Einsatz kommen, würden in den leisen „Stromern“ immer noch zu laut arbeiten. Die Lösung seien Zahnräder mit noch höherer Präzision, wodurch Getriebe ihre Arbeit fast geräuschlos verrichteten. Ein weiterer positiver Effekt: der Wirkungsgrad des Getriebes steigt, was der ohnehin begrenzten Reichweite der E-Mobile zuträglich ist.
Den Markt für Elektrofahrzeuge in Deutschland dominieren aktuell Volkswagen mit Modellen wie e-Golf oder e-Up sowie BMW mit dem i3. VW fertigt die Getriebe in Kassel, BMW in Dingolfing. „In beiden Werken kommen zum Schleifen der Getriebe-Zahnräder mit extrem hoher Qualitätsanforderung ausschließlich unsere Maschinen zum Einsatz“, so Wölfel.
Seit der Firmengründung im Jahr 1953 in Coburg hat sich KAPP NILES zu einem weltweit führenden Hersteller von Maschinen und Werkzeugen zur Feinbearbeitung von Verzahnungen und Profilen entwickelt. Der Maschinenbauer ist Technologiepartner für Unternehmen der Fahrzeug-, Luftfahrt- und Kompressor-Industrie, der Antriebstechnik, Energie und Windkraft, Bahntechnik, Rohstoffgewinnung und des Schiffsbaus. Maschinen, Werkzeuge und Technologielösungen von KAPP NILES bearbeiten Zahnräder und Profile auf tausendstel Millimeter genau und bis zu einem Durchmesser von acht Metern. In Coburg hat das Unternehmen rund 550 Mitarbeiter, am zweitgrößten Standort Berlin sind etwa 140 Beschäftigte tätig. NILES Berlin gehört seit 1997 zur KAPP Gruppe.